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Deutsche Umwelthilfe bewertet Kommissionsvorschlag zur Abschaffung des Verbrenner-Aus als Kniefall vor den Dieselkonzernen

16.12.2025 19:45 Uhr Deutsche Umwelthilfe e.V.

Berlin (ots) -

- Aktueller Kommissionsvorschlag erlaubt den Autokonzernen, im Jahr 2035 bis zu 46 Prozent der Neuwagen als spritdurstige Plug-In-Hybride auf den Markt zu bringen - Während die Autokonzerne den Ausstieg aus dem Verbrenner-Aus öffentlich mit dem Schutz deutscher Arbeitsplätze begründen, lässt Mercedes-Benz Verbrennungsmotoren in China fertigen und importieren - die eigentliche Gefahr für Arbeitsplätze ist, bei der Elektromobilität den Anschluss zu verlieren - Fokus auf kurzfristige Rendite mit Verbrennern beschleunigt die Selbstverzwergung der deutschen Autokonzerne als hochpreisige Nischenhersteller

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bewertet den heute präsentierten Vorschlag der EU-Kommission zur Revision der CO2-Verordnung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge als folgenschweren Rückschritt für die europäische Klima- und Industriepolitik. Dieser sieht kein verbindliches 100-Prozent-Null-Emissionsziel für Neuwagen mehr vor, sondern lediglich eine Reduktion um 90 Prozent. Damit wird das bereits beschlossene Verbrenner-Aus für Neufahrzeuge ab 2035 faktisch abgeschafft. Unter dem Deckmantel vermeintlicher "Technologieoffenheit" übernimmt die Kommission zentrale Narrative der Autolobby und verlängert die Laufzeit ineffizienter Verbrenner-Technologien durch neue Schlupflöcher für Plug-In-Hybride (PHEV), Range Extender (REX) sowie klimaschädliche Kraftstoffanrechnungen.

Die vermeintlich geringe Abweichung vom vereinbarten 100-Prozent-Ziel hin zu einem 90-Prozent-CO2-Ziel hätte gravierende Folgen: Nach Berechnungen von Transport & Environment könnten unter diesen Annahmen 46 Prozent der im Jahr 2035 verkauften Neuwagen weiterhin PHEV mit Verbrennungsmotor sein. Plug-in-Hybride werden dabei seit Jahren mit bis zu fünfmal niedrigeren CO2-Werten angerechnet als sie real emittieren; eine längst überfällige Korrektur dieser Schönrechnerei ist zwar ab 2027 beschlossen, wird jedoch derzeit massiv von der Autoindustrie bekämpft, um auch künftig und bis nach 2035 von unrealistischen Anrechnungsregeln zu profitieren. Sollte der Kommissionsvorschlag akzeptiert werden, würde dies fossile Antriebstechnologien weit über 2035 hinaus bedeuten.

Die DUH fordert eine grundlegende Überarbeitung des Kommissionsvorschlages unter Berücksichtigung der Klimaziele im Verkehrsbereich.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Der Vorschlag der EU-Kommission ist ein Kniefall vor den in Klimafragen ignoranten deutschen Verbrenner-Konzernen, insbesondere von Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen. Es geht um kurzfristige Profite mit klimaschädlicher, alter Technologie. Die Faktenlage ist seit Jahren klar: Plug-In-Hybride emittieren unter realen Bedingungen ein Vielfaches mehr CO2 als angegeben und alternative Kraftstoffe sind weder klimafreundlich noch in relevanten Mengen verfügbar. Trotzdem setzt die Kommission voll auf diese Scheinlösungen. Dass die Europäische Kommission unter Ursula von der Leyen - deren Green Deal ein zentrales Vermächtnis sein sollte - nun sogar das verbindliche 100-Prozent-Ziel für 2035 durch ein 90-Prozent-Ziel ersetzen will, ist ein Offenbarungseid. Wenn dieser Kommissionvorschlag so umgesetzt wird, lassen sich die europäischen Klimaziele im Verkehr nicht einhalten."

Die Autokonzerne haben durch kontinuierliches Lobbying verhindert, dass bei Plug-In Hybriden mit realen Verbrauchswerten gerechnet wird. In der Praxis werden diese meist überschweren Fahrzeuge ganz überwiegend mit dem verbauten Verbrennungsmotor betrieben: Häufig werden sie nicht extern geladen, sodass nur im Ausnahmefall der elektrische Teilantrieb zum Einsatz kommt. In der Praxis sind diese Fahrzeuge aufgrund unterdimensionierter Elektromotoren nicht für einen konsequent elektrischen Betrieb ausgelegt: Selbst im sogenannten E-Modus schaltet häufig der Verbrennungsmotor zu. Der reale Fahrbetrieb ist damit deutlich stärker fossil geprägt, als es die offiziellen Angaben suggerieren. Die geplanten Privilegien für PHEV, REX und Kraftstoffanrechnungen verlängern folglich die Nutzung ineffizienter Verbrenner-Technologien, statt den Übergang zu echten Nullemissionsantrieben zu beschleunigen. Anstatt diese strukturellen Probleme anzugehen, verlängert die Kommission mit neuen Ausnahmen die Lebensdauer fossiler Auslaufmodelle - und verschärft damit genau jene Probleme, die sie eigentlich lösen müsste.

Hintergrund:

Der Vorschlag der Europäischen Kommission markiert den Beginn des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens und kann im weiteren Verfahren durch Europäisches Parlament und Rat noch gestoppt oder angepasst werden. Bereits Anfang des Jahres wurden auf Druck der Autoindustrie Flexibilisierungen der COâ''-Flottengrenzwert-Verordnung beschlossen - darunter die Möglichkeit, Grenzwerte über drei Jahre statt jährlich einzuhalten, um mögliche Strafzahlungen zu vermeiden. Dabei zeigt eine aktuelle Studie von Transport and Environment (T&E), dass fast alle großen Hersteller ihre Zielwerte der kommenden Jahre erreichen können, wenn sie konsequent elektrifizieren - es fehlt also nicht an der technischen Umsetzbarkeit, sondern am Transformationswillen der Automobilhersteller. PHEV stoßen im realen Fahrbetrieb bis zu fünfmal mehr CO2 aus als die offiziellen Testwerte nahelegen und bieten damit kaum einen Klimavorteil gegenüber herkömmlichen Verbrennern. Die sogenannte Nutzungsfaktor-Methodik unterstellt dabei einen unrealistisch hohen elektrischen Fahranteil. Gegen eine Anpassung des Nutzungsfaktors für eine realistischere Ermittlung der Emissionen wehren sich die Hersteller.

Link:

Das DUH-Positionspapier zu PHEV und REX finden Sie hier: https://l.duh.de/p251216a

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer 0171 3649170, mailto:resch@duh.de

DUH-Newsroom: 030 2400867-20, mailto:presse@duh.de

http://www.duh.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/22521/6180913 OTS: Deutsche Umwelthilfe e.V.


Quelle: ots / newsaktuell - Pressemitteilung - Deutsche Umwelthilfe e.V.
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