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WIESBADEN (ots) -
- 67 000 ehemalige Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter aus Italien, die zwischen
1955 und 1973 zum Zweck der Erwerbstätigkeit nach Deutschland eingewandert
sind, lebten 2024 noch in Deutschland
- Knapp 70 % der Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte lebten in
Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern
- 41 % aller selbst Eingewanderten mit italienischen Wurzeln kamen hauptsächlich
zum Zweck der Erwerbstätigkeit nach Deutschland, 44 % nannten familiäre Gründe
als Hauptmotiv
650 000 Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte lebten im Jahr 2024
in Deutschland. Davon waren 465 000 beziehungsweise 72 % selbst eingewandert und
185 000 beziehungsweise 28 % in Deutschland geboren. Wie das Statistische
Bundesamt (Destatis) anlässlich des 70. Jubiläums des Anwerbeabkommens mit
Italien am 20.12.2025 auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus 2024 weiter
mitteilt, waren darunter 67 000 ehemalige Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus
Italien, die zwischen 1955 und dem Anwerbestopp 1973 eingewandert waren. Eine
Einwanderungsgeschichte hat eine Person, die entweder selbst seit 1950 nach
Deutschland eingewandert ist oder bei der dies auf beide Elternteile zutrifft.
Eingewanderte aus Italien im Mittel seit 30 Jahren in Deutschland
Die in Italien geborenen und nach Deutschland Eingewanderten lebten 2024 seit
durchschnittlich 30,3 Jahren in Deutschland. Knapp ein Viertel (24 %, 113 000)
von ihnen sind in der Zeit des Anwerbeabkommens von 1955 bis 1973 zugezogen,
neben den ehemaligen Gastarbeitenden auch deren Familien. Knapp ein Drittel (32
%, 147 000) sind hingegen erst seit 2014 nach Deutschland eingewandert. Bei der
Einreise waren die Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte
durchschnittlich 19,8 Jahre alt. 41 % (189 000) aller selbst Eingewanderten mit
italienischen Wurzeln gaben an, hauptsächlich zum Zweck der Erwerbstätigkeit
nach Deutschland gekommen zu sein und weitere 44 % (203 000) gaben familiäre
Gründe als Hauptmotiv der Einwanderung an. Daneben nannten 5 % (22 000) Bildung
als Hauptmotiv, 3 % (14 000) die EU-Freizügigkeit und 7 % (34 000) gaben
sonstige Motive für ihre Zuwanderung an. Menschen mit italienischer
Einwanderungsgeschichte stellten 2024 gemessen an allen Erwerbstätigen im Alter
von 15 Jahren und älter einen Anteil von 0,9 %. Sie waren vor allem in der
Gastronomie (3,6 %), der Speisezubereitung (2,4 %) sowie in Reinigungsberufen
(2,1 %) und der Metallbearbeitung (2,1 %) überproportional vertreten.
15 % deutsche Staatsangehörige
In Deutschland lebten 2024 deutlich mehr Männer mit italienischer
Einwanderungsgeschichte (381 000 beziehungsweise 59 %) als Frauen (269 000
beziehungsweise 41 %). Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte waren
2024 durchschnittlich 45,2 Jahre alt. 85 % beziehungsweise 554 000 aller 650 000
Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte besaßen 2024 die italienische
oder seltener eine andere ausländische Staatsangehörigkeit, 15 % besaßen die
deutsche Staatsangehörigkeit. Bei den Eingewanderten lag der Anteil mit
deutscher Staatsangehörigkeit bei 10 %; bei den in Deutschland geborenen
Nachkommen traf dies auf gut jede vierte Person (27 %) zu.
Die meisten Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte lebten in
Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern
69 % aller Personen mit italienischer Einwanderungsgeschichte wohnten in drei
Bundesländern: Baden-Württemberg (29 %), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (23 %)
und Bayern (18 %). Gemessen an ihrem Anteil an der Bevölkerung, lebten die
meisten Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte im Saarland (1,8 %),
in Baden-Württemberg (1,7 %) und in Hessen (1,1 %).
Hintergrund: Abkommen zur Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte
Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs Anfang der 1950er Jahre herrschte in
Deutschland ein Mangel an Arbeitskräften. Daher schloss die Bundesrepublik
Deutschland am 20. Dezember 1955 das erste einer Reihe von Abkommen zur
Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte mit Italien ab. In den 1960er Jahren
folgten Abkommen mit weiteren Staaten, so zum Beispiel 1960 mit Spanien und
Griechenland und 1961 mit der Türkei. Dies hatte eine starke Zuwanderung aus den
Ländern mit Anwerbeabkommen zur Folge. Viele entschlossen sich, in Deutschland
zu bleiben und ihre Familien nachzuholen. Am 23 November 1973 wurde vor dem
Hintergrund der Ölpreiskrise ein Anwerbestopp erlassen - das offizielle Ende der
ersten Phase der Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften in der BRD. Ab 1963
schloss die DDR sogenannte Vertragsarbeiterabkommen ab, zunächst mit Polen. Es
folgten bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989 weitere Abkommen mit diversen
anderen sozialistischen Ländern, so zum Beispiel 1980 mit Vietnam. 497 000
ehemalige Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus Gastarbeiter- sowie
Vertragsarbeiteranwerbeländern leben heute noch in Deutschland.
Methodische Hinweise:
Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund 1 % der
Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Alle Angaben beruhen auf
Selbstauskünften der Befragten. Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die
Gesamtbevölkerung treffen zu können, werden die Daten an den Eckwerten der
Bevölkerungsfortschreibung hochgerechnet.
Der Mikrozensus ist die einzige derzeit verfügbare amtliche Datenquelle zur
Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte. Eine Person eine
Einwanderungsgeschichte, wenn sie selbst oder beide Elternteile seit dem Jahr
1950 nach Deutschland eingewandert sind. Weitere Definitionen zu den Begriffen
bietet ein Glossar im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes.
Die Ergebnisse beziehen sich auf die Bevölkerung in privaten
Hauptwohnsitzhaushalten (2024: 82,8 Millionen Personen) und nicht auf die
Bevölkerung in Gemeinschaftsunterkünften (zum Beispiel für Geflüchtete), da für
Personen in Gemeinschaftsunterkünften die zur Auswertung erforderlichen Merkmale
gemäß Mikrozensusgesetz (MZG) nicht erhoben werden.
Die Angaben zu ehemaligen Gast- und Vertragsarbeitenden wurden näherungsweise
auf Basis der Angaben der Befragten zum Geburtsland, Zuzugsjahr und Zuzugsmotiv
berechnet.
Weitere Informationen:
Weitere Ergebnisse zur Situation der Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte in
Deutschland bietet der Statistische Bericht "Bevölkerung nach
Einwanderungsgeschichte" sowie die Themenseite "Migration und Integration" im
Internetangebot des Statistischen Bundesamtes.
Darüber hinaus bietet das "Dashboard Integration", das Teil des "Dashboard
Deutschland" (www.dashboard-deutschland.de) ist, ein umfassendes, interaktives
Datenangebot zur Situation eingewanderter Menschen und ihrer Nachkommen. Das
Dashboard präsentiert über 60 Indikatoren aus allen gesellschaftlichen
Bereichen, unter anderem zum Arbeitsmarkt, zu schulischer und beruflicher
Bildung sowie zu Sicherheit und Partizipation.
Diese Pressemitteilung ist, gegebenenfalls ergänzt mit weiteren Informationen
und Verlinkungen zum Thema, veröffentlicht unter
www.destatis.de/pressemitteilungen.
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Weitere Auskünfte:
Bevölkerungsstatistische Auswertungen und Analysen aus dem Mikrozensus
Telefon: +49 611 75 2262
www.destatis.de/kontakt
Pressekontakt:
Statistisches Bundesamt
Pressestelle
www.destatis.de/kontakt
Telefon: +49 611-75 34 44
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/32102/6181000
OTS: Statistisches Bundesamt
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