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Osnabrück (ots) - Millionenförderung für Meeresschutz und neue Ära für Nord- und
Ostsee: Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat unter dem Dach des neuen
DBU-Meeresnaturschutzfonds (https://www.dbu.de/foerderung/projektfoerderung/foer
derthemen/meeresnaturschutzfonds/) die ersten Vorhaben im Umfang von insgesamt
rund fünf Millionen Euro gestartet. Darunter: die größte Nordsee-Sandbank
"Doggerbank" sowie innovative Forschung über mögliche Folgen von
Offshore-Windkraft für Singvögel, die Jahr für Jahr in großer Zahl die Nordsee
überfliegen.
Bonde: Windkraft auf See so naturverträglich und meeresumweltfreundlich wie
möglich
"Diese beiden von der DBU geförderten Projekte sind beispielhaft für das, was
der DBU-Meeresnaturschutzfonds bewirken soll", sagt DBU-Generalsekretär
Alexander Bonde . "Um Klimaziele und Energiewende zu erreichen, brauchen wir
Windkraft auf See. Aber das muss so naturverträglich und meeresumweltfreundlich
wie möglich geschehen", so Bonde. Genau darum kümmert sich das
Doggerbank-Projekt "WILD", kurz für "Wiederherstellung des Internationalen
Lebensraumes Doggerbank". Diese sei "das Herz der Nordsee", so Isabelle Maus ,
Fachreferentin für Meeresschutzgebiete beim BUND (https://www.bund.net/) . Die
Umweltorganisation setzt die geplanten Maßnahmen zusammen mit dem
Alfred-Wegener-Institut (AWI)/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
(https://www.awi.de/) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
(https://www.senckenberg.de/de/) in den nächsten drei Jahren um. Mit rund 25.000
Quadratkilometern ist die Doggerbank etwa so groß wie Mecklenburg-Vorpommern,
zudem als größte Sandbank der Nordsee dauerhaft überspült. Sie ist Maus zufolge
von Laich- über Aufzucht- bis Jagdgebiet ein ungemein vielfältiger Lebensraum
für Fische, Seevögel, Meeressäuger.
Biodiversitätsschub für größte Nordsee-Sandbank "Doggerbank"
"Die Doggerbank ist wie eine Unterwasserinsel", sagt Maus. Aber durch den
Einfluss des Menschen nicht nur verändert, sondern teils auch gefährdet.
Verantwortlich dafür sind laut Maus unter anderem Schiffsverkehr, Öl- und
Gasförderung, Offshore-Windkraft und die Grundschleppnetzfischerei, bei der
Fangnetze über den Meeresgrund gezogen werden. "Der Boden wird aufgewühlt, Arten
verlieren ihren Lebensraum", so Maus. "WILD" will herausfinden, wie diese
Entwicklung zu stoppen, ein frischer Biodiversitätsschub möglich ist. "Und wie
ökologische Funktionen eines Ökosystems sowie dadurch etwa Rochenpopulationen
gestärkt werden könnten", sagt Maus. Wissenschaftliche Grundlage sollen eine
intensive Analyse von Langzeitdaten und überdies einmalige Vergleichsstudien
liefern. Denn die Doggerbank erstreckt sich über Meereszonen mehrerer Länder,
neben Deutschland auch Großbritannien und die Niederlande. "Das ermöglicht uns,
verschiedene Szenarien und Auswirkungen auf Flora und Fauna zu erforschen und
gegenüberzustellen ", sagt Maus. So sei anders als in einem Teil der deutschen
Meereszone im britischen Einzugsbereich einerseits Grundschleppnetzfischerei
verboten, dort andererseits bereits Offshore-Windkraft installiert. Hinzu kommt:
"WILD" trage "als Puzzlestück" zum internationalen Programm "Rewilding
Doggerbank"
(https://www.bund.net/meere/meeresschutz/meeresschutzgebiete/doggerbank/)
(deutsch: Doggerbank-Renaturierung) bei. Beteiligt sind Deutschland,
Großbritannien, die Niederlande und Dänemark.
Erstmals Quantifizierung von Flugverhalten bei Singvögeln in
Offshore-Windkraftanlagen
Mit einem neuen Forschungsansatz will die Carl von Ossietzky Universität
Oldenburg (https://uol.de/) eine Wissenslücke über den Zusammenhang zwischen
Singvogelzug und Offshore-Windkraftanlagen schließen - in Kooperation mit der
RWE Offshore Wind GmbH (https://www.rwe.com/der-konzern/rwe-offshore-wind/)
sowie der WindMW Service GmbH (https://windmw-service.de/) . Denn bislang ist
das Wissen über die Interaktion von Singvögeln mit Offshore-Windparks minimal.
Die meisten Singvogelarten wandern nachts, was eine visuelle Erfassung
erschwert; auch eine Artbestimmung oder die Unterscheidung zu Fledermäusen oder
Insekten war bislang nur sehr begrenzt machbar. Dazu die Projektleiter Prof. Dr.
Heiko Schmaljohann und Dr. Thiemo Karwinkel : "Mit der innovativen
Radiotelemetrie-Erfassung "Motus Wildlife Tracking System" soll erstmals das
Flugverhalten von Singvögeln in Offshore-Windparks untersucht werden." Auf diese
Weise wolle man die Reaktion von Singvögeln auf Windparks sowie deren Flugrouten
ermitteln. Als Monitoringgebiet dienen vier Offshore-Windparks des sogenannten
"Helgoland-Wind"(HelWin)-Clusters nördlich von Helgoland.
Forscher hoffen auf wertvolle Daten durch innovative
Radiotelemetrie-Erfassungsmethode
Das Prinzip des aus Kanada stammenden Motus-Systems: Die 0,2 Gramm leichten
individuell codierten Sender werden an Rücken und Beinen der Vögel mithilfe
elastischer Schlaufen angebracht. "Nach rund drei Monaten wird das Material
porös, die Sender fallen ab", so Schmaljohann. Bis das passiert, hoffen die
Forscher auf wertvolle Daten, die von den Mini-Radiosendern der Vögel an
Empfangsstationen im HelWin-Cluster übermittelt werden. Mehr als 150 solcher
Stationen gibt es bereits in Norwegen, Dänemark, den Niederlanden und
Deutschland auf Inseln und entlang der Küsten. Fast ein Dutzend kommen nun im
HelWin-Cluster hinzu. "Je stärker das Signal, desto näher befindet sich ein
Vogel an der Station", so Schmaljohann. Im Frühjahr und Herbst 2027 und 2028
werden rund 1000 Singvögel beringt und besendert, darunter Rotkehlchen, Sing-
und Rotdrossel, Steinschmätzer und Gartenrotschwanz. "Alles Zugvögel, die
regelmäßig im Frühjahr und Herbst über die Nordsee ziehen", so Schmaljohann.
Sein Appell: "Wir müssen nicht nur die Klima-, sondern auch die
Biodiversitätskrise bewältigen. Dazu gehört die Überlegung, wo man künftig
Offshore-Anlagen bauen und wie man Risiken für Vogelzug vermeiden kann." Die
Niederlande erforschen etwa derzeit, ob das - in Deutschland nicht praktizierte
- Abschalten von Offshore-Anlagen auf Basis von Radardaten das Kollisionsrisiko
für Zugvögel verhindert. Auch die Frage, inwieweit rotes oder weißes Blink- und
Warnlicht in Offshore-Windparks Einfluss auf Zugvögel hat, ist noch ungeklärt.
Hinweis: Weitere Infos zum DBU-Meeresnaturschutzfonds unter
Meeresnaturschutzfonds - DBU (https://www.dbu.de/foerderung/projektfoerderung/fo
erderthemen/meeresnaturschutzfonds/) sowie im aktuellen DBU-Newsletter (https://
www.dbu.de/newsletter/dbuaktuell-dezember-2025/foerdern-vernetzen-schuetzen-ein-
jahr-meeresnaturschutzfonds-der-dbu/)
Pressekontakt:
Klaus Jongebloed
- Pressesprecher -
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OTS: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
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