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Gais (ots) - Immer mehr Therapeutinnen in Deutschland geraten an ihre Grenzen.
Die Nachfrage nach therapeutischer Unterstützung steigt rasant, Wartezeiten
werden länger und gleichzeitig werden die Praxen von Bürokratie,
Dokumentationspflichten und stetig wachsenden Anforderungen überrollt. Viele
Therapeutinnen berichten, dass sie kaum noch Zeit für echte Pausen finden und
emotional oft mehr geben müssen, als sie zurückbekommen. Die Folge: Dauerstress,
mentale Erschöpfung und im schlimmsten Fall berufliches Aus.
Therapeutinnen tragen täglich die Last anderer Menschen und vergessen dabei zu
oft ihre eigenen. Wenn Selbstfürsorge, klare Grenzen und Entlastung nicht fest
verankert sind, rutscht man schleichend in die Überforderung. Dieser Beitrag
zeigt, wie Therapeutinnen sich selbst vor dem Ausbrennen schützen.
Strukturelle Belastungen im therapeutischen Alltag
Ein wesentlicher Faktor für mentale Erschöpfung liegt in den Arbeitsbedingungen.
Enge Terminpläne, strikte Vorgaben und hoher Dokumentationsaufwand lassen kaum
Raum für Erholung oder fachliche Reflexion. Während die Versorgung der Patienten
im Vordergrund steht, geraten Pausen und Selbstfürsorge schnell in den
Hintergrund.
Viele Therapeutinnen investieren zudem viel in ihre Ausbildung, können ihr
Wissen jedoch aufgrund systemischer Vorgaben nur begrenzt anwenden. Da eine
nachhaltige Behandlung weit über die reine Sitzungszeit hinausreicht, entsteht
ein Spannungsfeld zwischen fachlichem Anspruch und realen Handlungsmöglichkeiten
- ein Umstand, der langfristig zu Frustration führen kann.
Körperliche und emotionale Anforderungen
Neben organisatorischen Faktoren belastet die körperliche Arbeit mit
wiederkehrenden anstrengenden Haltungen und dicht getakteten Terminen.
Gleichzeitig prägen emotionale Anforderungen den Berufsalltag: Viele Patienten
öffnen sich auch während der somatischen Behandlung (unter anderem
Physiotherapie) zu persönlichen oder psychischen Belastungen. Therapeutinnen
tragen diese Inhalte mit, wodurch sich emotionale Anspannung über den Tag hinweg
kumulieren kann.
Erschwerend wirken Situationen, in denen Patienten eine geringe Motivation
zeigen oder äußere Faktoren wie laufende Rentenverfahren den Therapieprozess
beeinflussen. Insbesondere im Umgang mit chronischen Schmerzpatienten führt das
häufig zu inneren Konflikten und einer sinkenden Sinnwahrnehmung im beruflichen
Handeln.
Systemische Engpässe und Wertkonflikte
Der Fachkräftemangel verstärkt diese Belastungen. In vielen Einrichtungen müssen
wenige Therapeutinnen dauerhaft hohe Arbeitsvolumina tragen. Was als Ausnahme
beginnt, wird schnell zur Normalität. Aus Verantwortungsgefühl verzichten viele
auch noch auf Pausen oder verschieben private Bedürfnisse.
In der eigenen Praxis entstehen zusätzliche Spannungsfelder: lange Wartelisten,
hoher Kommunikationsaufwand und der Wunsch, allen gerecht zu werden. Dieser
Druck lässt Selbstfürsorge weiter in den Hintergrund treten.
Begrenzte Gestaltungsmöglichkeiten und ihre Folgen
Viele Therapeutinnen verfügen über umfangreiches Fachwissen und möchten
präventive oder innovative Ansätze in ihre Arbeit integrieren. Doch systemische
Vorgaben, Zeitmangel oder strukturelle Einschränkungen verhindern häufig die
Umsetzung solcher Ideen. Wenn das Potenzial der eigenen Fähigkeiten ungenutzt
bleibt, entwickelt sich schnell das Gefühl, im beruflichen Wirken begrenzt zu
sein. Das kann langfristig zu Sinnkrisen führen, selbst wenn die fachliche
Kompetenz hoch ist.
Besonders spürbar wird das, wenn sich private Lebensumstände verändern. Einige
Therapeutinnen berichten, dass nach der Geburt eines Kindes Erwartungen
entstehen, die kaum mit familiären Bedürfnissen vereinbar sind. Die damit
verbundene Entscheidung zwischen beruflicher Präsenz und Familie macht
strukturelle Starrheit sichtbar und verstärkt das Gefühl fehlender Flexibilität.
Wege zum Selbstschutz
Um Überlastung vorzubeugen, brauchen Therapeutinnen dieselben Maßnahmen, die sie
ihren Patienten empfehlen: einen ausgewogenen Rhythmus zwischen Arbeit und
Privatleben, regelmäßige Erholungsphasen, Bewegung und Entspannung. Ergänzend
helfen Abgrenzung, Stressbewältigungsstrategien und kollegialer Austausch,
Belastungen früh zu erkennen.
Auch die persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Situation
spielt eine entscheidende Rolle. Die Frage, ob die aktuelle Arbeitsweise den
eigenen Werten entspricht oder ob strukturelle Anpassungen notwendig sind, kann
wegweisend sein.
Praktische Ansätze für den Alltag
Im täglichen Arbeiten kann bereits ein bewusster Fokuswechsel entlastend wirken.
Das Festhalten kleiner Erfolge, der Austausch im Team oder kurze positive
Reflexionsmomente stärken die eigene Resilienz. Ebenso hilfreich ist es,
mindestens eine wohltuende Aktivität pro Tag fest einzuplanen und diese nicht
zugunsten anderer Aufgaben zu verschieben.
Darüber hinaus kann ein Ideenjournal dabei unterstützen, eigene Projekte oder
Visionen zu sammeln, ohne sich durch begrenzte Möglichkeiten im Alltag
eingeschränkt zu fühlen. Viele Therapeutinnen profitieren zudem davon, ihr
Wissen in anderen Kontexten einzubringen, etwa in der Aus- oder Weiterbildung -
ein Weg, der sowohl die eigene Wirksamkeit stärkt als auch neue Perspektiven
eröffnet.
Über Tamara Scherer:
Tamara Scherer ist Psychologin, Psychotherapeutin und Gründerin von
TherapeutenWEGE. Sie begleitet Fachpersonen aus dem therapeutischen Bereich
dabei, ihre berufliche Weiterentwicklung und die Gestaltung passender Angebote
umzusetzen, sichtbar zu werden und ihre Lebensqualität sowie die ihrer Klienten
nachhaltig zu verbessern. Mit ihrer Erfahrung aus klinischen Leitungsfunktionen
und als Mentorin verbindet sie wissenschaftliche Fundierung mit
Verkaufspsychologie und Praxisnähe. Mehr Informationen finden sie unter:
https://tamarascherer-mentoring.com/
Pressekontakt:
TherapeutenWEGE - HE-Academy & Concept GmbH
Vertreten durch Tamara Scherer
mailto:kontakt@tamarascherer.com
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Ruben Schäfer
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OTS: TherapeutenWEGE - HE-Academy & Concept GmbH
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