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Berlin (ots) - Heilmitteltherapien von AOK-Versicherten haben im Jahr 2024 mit
knapp 4,8 Milliarden Euro zu Buche geschlagen. Das zeigt der heute
veröffentlichte Heilmittelbericht 2025 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK
(WIdO). Damit haben sich die Heilmittelausgaben innerhalb von zehn Jahren mehr
als verdoppelt - ausgehend von 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2015. Allerdings
bleibt die Lohnentwicklung in den Heilmittelberufen hinter den
Ausgabensteigerungen zurück.
Beim Anstieg der Ausgaben spielten Faktoren wie der Mengeneffekt oder die
Demographie eine vernachlässigbare Rolle. Entscheidend war vielmehr eine
gesetzliche Neuregelung zur bundeseinheitlichen Angleichung des
Vergütungsniveaus im Jahr 2019. Sie führte dazu, dass ab 1. Juli 2019 für die
jeweiligen Leistungspositionen bundesweit die Preise der Region mit den höchsten
Vergütungen gültig waren. Dieser Höchstpreis wurde in den Jahren danach Schritt
für Schritt durch bundeseinheitliche Versorgungsverträge abgelöst, die der
GKV-Spitzenverband mit den Spitzenorganisationen der Heilmittelerbringer für
jeden Leistungsbereich verhandelte.
In einer Modellierung hat das WIdO berechnet, welche Heilmittelausgaben 2024
erreicht worden wären, wenn die gesetzliche Anpassung 2019 nicht stattgefunden
hätte. Dabei wurden die Kostensteigerungen der Heilmittelleistungen in den sechs
Jahren vor der gesetzlichen Neuregelung und die Veränderungen in der Alters- und
Geschlechtsstruktur der AOK-Versicherten berücksichtigt. Nach der Modellrechnung
hätten die Heilmittelausgaben 2024 mit 4,03 Milliarden Euro knapp ein Fünftel
(18,9 Prozent) unter dem realen Umsatz in Höhe von 4,79 Milliarden Euro gelegen.
"Werden die Ergebnisse dieser Modellrechnung der AOK-Heilmittelausgaben auf die
GKV-Ausgabenstatistik angelegt, so ist davon auszugehen, dass die Umsetzung der
höchsten Vergütungen in 2019 für die Gesetzlichen Krankenkassen in 2024 zu
Mehrausgaben in Höhe von mehr als 2,5 Milliarden Euro geführt hat", so Helmut
Schröder, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Ergotherapie profitiert am meisten
Der Bereich der Ergotherapie hat von den gesetzlichen Neuregelungen am stärksten
profitiert: Die vom WIdO modellierten Ausgaben für 2024 liegen in diesem Bereich
mehr als ein Viertel unter den faktischen Heilmittelausgaben (25,7 Prozent). In
der Physiotherapie liegt der Vergleichswert 16,8 Prozent unter den tatsächlichen
Ausgaben, in der Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie (SSSST) 13,5
Prozent.
Die Auswirkungen der bundeseinheitlichen Vergütungsniveaus sind regional
unterschiedlich: Während der modellierte Heilmittelumsatz in Hamburg nur knapp 4
Prozent unter dem realen Kosten liegt, liegen die realen Heilmittelausgaben in
Sachsen-Anhalt 51,1 Prozent über dem modellierten Umsatz. Das lässt sich dadurch
erklären, dass das Vergütungsniveau in den östlichen Bundesländern weit unter
dem Niveau aller anderen Bundesländer lag und sich die Preisanpassung dort
entsprechend stärker auswirkte.
Löhne nur um durchschnittlich 35 Prozent gestiegen
"Das erklärte Ziel des Gesetzgebers war es, mit den Neuregelungen im
Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) die Attraktivität der
Heilmittelberufe durch eine höhere Vergütung zu steigern und dadurch die
Versorgung der Patientinnen und Patienten auch langfristig zu sichern," so
Helmut Schröder, Geschäftsführer im WIdO. "Die Lohnentwicklung dieser Berufe
bleibt jedoch deutlich hinter den Umsatzsteigerungen zurück." Während die
Heilmittelausgaben der AOK seit 2018 um 80 Prozent gestiegen sind, war bei den
Entgelten für Berufe in der Physiotherapie, der Ergotherapie und der
Sprachtherapie von 2018 bis 2024 nur ein Anstieg von 35 Prozent zu verzeichnen.
Dies geht aus der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit hervor.
2024 lag das durchschnittliche bundesweite Medianentgelt einer
sozialversicherungspflichtigen vollbeschäftigten Person im Heilmittelbereich bei
3.296 Euro, 2018 waren es noch 2.434 Euro. In der Physiotherapie stiegt das
Medianentgelt um 36,1 Prozent, in der Sprachtherapie um 40,3 Prozent und in der
Ergotherapie um 35,2 Prozent, wobei das Medianentgelt der Ergotherapeuten
durchschnittlich am höchsten ausfiel.
Im aktuell erschienenen Heilmittelbericht 2025 werden die rund 14 Millionen
Heilmittelverordnungen analysiert, die 2024 für die AOK-Versicherten abgerechnet
wurden. Die Analysen zeigen Kennzahlen der Versorgung nach Alter, Geschlecht,
verordnender Facharztgruppe und ICD-Diagnose. Abbildungen und Tabellen
veranschaulichen die häufigsten Versorgungsanlässe und Prävalenzen.
Hinweis für die Redaktionen:
Der Heilmittelbericht 2025 steht als frei verfügbares e-Paper auf der Homepage
des WIdO zum Download:
https://www.wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/heilmittelbericht/2025/
Pressekontakt:
Wissenschaftliches Institut der AOK
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