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NRW (ots) - Das Weltraumkommando der Bundeswehr will deutsche Satelliten im
Weltraum besser vor Ausspähungen durch russische Systeme schützen. "Zukünftig
wollen wir unsere Satelliten auch mit aktiven oder offensiven Schutzmaßnahmen
verteidigen", sagte Generalmajor Michael Traut, Kommandeur des Weltraumkommandos
mit Sitz in Uedem am Niederrhein, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagausgabe).
Die neue Weltraumsicherheitsstrategie der Bundesregierung sehe Investitionen von
rund 35 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 vor. "Dabei wird die Fähigkeit zur
Verteidigung mit dem Ziel der Abschreckung in den Fokus gerückt", erklärte
Traut.
Deutschland habe "endlich die Bedeutung des Weltraums für unsere Sicherheit"
erkannt, sagt der Generalmajor der Zeitung. "Wir wollen künftig nicht nur passiv
schützen, sondern auch aktiv wirken können, wie etwa mit eigenen ,Störern'",
erklärte Traut. "Die könnten auf sogenannten Wächtersatelliten installiert
werden, die unsere großen Systeme begleiten und schützen. Wir sind gerade dabei,
Prototypen solcher offensivfähigen Wächtersatelliten für die Bundeswehr
anfertigen zu lassen", so der Kommandeur des Weltraumkommandos.
Im Weltraum hätten viele Systeme die Funktion der optischen Aufklärung. "Solche
Satelliten kann man vorübergehend blind machen, indem man zum Beispiel die Optik
mit einem Laser blendet. Das geht bislang von der Erde aus, aber das kann man
natürlich auch mit einem Wächtersatelliten machen", erklärte der Generalmajor.
Man könnte auch "die Linse eines Aufklärungssatelliten im Vorbeifliegen mit
Aerosolen besprühen". Dann könnte das System für ein paar Wochen keine scharfen
Bilder mehr machen. "Das sind Beispiele für mildere Mittel, die den Gegner für
einen gewissen Zeitraum außer Gefecht setzen, ohne das System final zu
zerstören", sagte Traut.
Der Weltraumkommandeur sagte, die Sicherheitslage im Weltraum sei "äußerst
angespannt". "Wir haben dort keinen Krieg, aber es herrscht auch kein Frieden.
Wir leben in einem Zwischenstadium, in dem die Akteure ihre Figuren schon
aufstellen, um auf eine Auseinandersetzung vorbereitet zu sein", betonte Traut.
Vielen Menschen sei nicht klar, dass der Weltraum zur kritischen Infrastruktur
gehöre. "Das Navigationssystem im Auto, SMS-Nachrichten, Stromnetze,
Banküberweisungen oder Wettervorhersagen funktionieren nur mit Hilfe von
Satellitensignalen. Wenn die ausfallen, würde vieles in kurzer Zeit zum Erliegen
kommen", erläuterte der Generalmajor. Länder wie Russland und China hätten
mittlerweile "erhebliche militärische Fähigkeiten im Weltraum" entwickelt. "Der
Blick in den Weltraum lässt mich oft nicht gut schlafen", sagte Traut.
Link zum Interview: http://www.ksta.de/1170744 (ab 7 Uhr)
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